Rotschwänzchen hat fast jeder schon mal gesehen. "Das sind doch die, die bei uns am Carport nisten", denkt man gleich. Doch das ist meistens eine Täuschung. Denn es gibt zwei Arten von Rotschwänzchen: Das sind die Gartenrotschwänzchen und die Hausrotschwänzchen.
Damit wir also vom selben Vogel sprechen:
Äußerlich sind vor allem die Männchen gut zu unterscheiden: Alle Rotschwänzchen haben einen teilweise roten Schwanz. Das Männchen der Gartenrotschwänze hat darüberhinaus aber eine auffällig rote Brust.
Auch das Verhalten unterscheidet sich: Hausrotschwänzchen meiden Vegetation, also Sträucher und Bäume. Vielleicht sind sie an Gebirgs- oder Steppenlandschaften angepasst. Sie nisten gerne irgendwo an Haus oder Carport. Der Gartenrotschwanz dagegen bevorzugt Bäume als Nistplatz und hält lieber etwas Abstand zu den Menschen.
Unser Gartenrotschwänzchen verlässt uns über den Winter, denn es ist ein Insektenfresser. Mit Körnern kann es nichts anfangen. Da hilft nur der gefährliche Weg in den Süden.
Das Leben als Zugvogel erklärt auch gleich die Nist-Gewohnheiten: Wenn das Rotschwänzchen aus dem Süden zurückkommt, muss es nehmen, was übrig ist. Die Kohlmeisen sind schließlich über den Winter hiergeblieben. Sie haben die besten Nisthöhlen bereits besetzt. Das Gartenrotschwänzchen nimmt jedenfalls auch weniger geschützte Nisthöhlen mit größerem Lichteinfall in Kauf.
Gartenrotschwänzchen nehmen aber durchaus auch Nisthöhlen mit engen, runden Öffnungen an. Sie sind deshalb gelegentlich auch in Meisenkästen zu finden. Es scheint andererseits eine Bevorzugung zu geben für geschlitzte Öffnungen. Vermutlich sind sie an Naturhöhlen angepasst, welche durch ausgebrochene Äste entstanden sind. Das ist dann auch die Form, die wir für Gartenrotschwänzchen bauen und empfehlen.
Hoch im Baum und weit weg von den Menschen. So nistet der Gartenrotschwanz, wenn man dem Lehrbuch vertraut. Wo dieser Vogel selten ist, scheint das auch uneingeschränkt zu stimmen.
Aber sehr interessant: Wir verkaufen unsere Natur-Nistkästen gelegentlich auch auf Pflanzen- oder Naturschutzmärkten. Wir begegnen vielen Naturfreunden aus den unterschiedlichsten Gegenden. In Regionen, in denen Gartenrotschwänzchen sehr häufig vorkommen, klingen die Erzählungen unserer Kunden ganz anders als erwartet. In Königsfeld im Schwarzwald etwa berichteten Naturfreunde reihenweise, dass dort Gartenrotschwänzchen auch an Häusern brüten. Nähe zum Menschen? Gar kein Problem. Sie belegen dann oft Höhlen mit engem Eingang wie Rolladenkästen, die ein Hausrotschwanz nicht betreten würde.
Das Verhalten ist aber auch Ausdruck von Wohnungsnot: Bäume mit Löchern drin sind längst gefällt. Die Nahrungsgrundlage würde für viele Gartenrotschwänzchen reichen. Doch die Nisthöhlen fehlen.
Deshalb: Hänge einen Gartenrotschwänzchen-Nistkasten auf. Am besten wie im Bilderbuch, also mindestens dreieinhalb Meter hoch, mit Morgensonne, im Blätterdach eines Baumes weit weg vom Haus. Und wenn es nicht passt wie im Bilderbuch, dann eben näher am Haus und nicht so hoch. Ein Gartenrotschwanz nimmt, was er bekommt.
Kurz gesagt: Das Rotschwänzchen braucht ein 32-mm-Loch wie die Kohlmeise. Es bevorzugt aber mehr Licht, ohne Gefahren und Konkurrenten bei einen größeren Durchmesser in Kauf zu nehmen.
Den Hausrotschwänzchen braucht man in der Regel nicht zu helfen. Sie finden am Haus oder Geräteschuppen irgendwo eine passende Nische.
Die einzige Ausnahme hat mit dem schlechten Gedächtnis des Hausrotschwänzchens zu tun: Immer wieder berichten mir Kunden, ein Rotschwänzchenpaar würde immer und immer wieder an der selben Stelle brüten. Und jedesmal neu würde die Brut von der selben Elster wieder geplündert... Da lohnt es sich dann tatsächlich, ein "Angebot zur Umsiedlung" in der Nähe aufzuhängen. Aber nimm dann nicht den Kasten für den Gartenrotschwanz. Der ist dem Hausrotschwanz viel zu dunkel. Besser klappt es mit einem Rotkehlchen-Kasten.