Cookie Consent by FreePrivacyPolicy.com Nach dem Nistkasten: Jungvögel schützen
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Jungvögel schützen

Der gefährlichste Augenblick

Die ersten Tage entscheiden

Was ist gefährlich für Jungvögel?

Ein Vogelkind kann in so manche ausweglose Lage geraten. Wenn es in einen Eimer fällt oder auf die Straße läuft, ist es verloren. Am gefährlichsten sind aber die Raubtiere in der Umgebung.

Was können wir sinnvolles tun?

Maßnahme 1: Die ersten Ausflüge absichern

Ein Vogelkind fliegt nicht einfach nur los und ist erwachsen. Es muss erst mal froh sein, wenn es heil auf der Erde ankommt. Das schaffen die allermeisten. Doch es gibt tödliche Gefahren, die wir Menschen verursachen. Viele könnten wir leicht vermeiden. Das sind insbesondere Eimer, Wasserfässer oder Kellerschächte, die zu steile Wände haben. Zauneidechsen, Igel- und Fledermauskinder sterben ebenfalls völlig unnötig in solchen tödlichen Fallen. Mauereidechsen sind perfekte Kletterer. Auch sie sind aber chancenlos, wenn sie die glatte Wand eines Porzellantopfs erklimmen müssen. Und Vogelkinder können nur fliegen, wo sie auch losfliegen können.

Geh doch einfach mal durch den Garten. Sieh nach, wo Gefahren für Tiere lauern. Man muss da keine Expertin sein. Die wichtigsten Dinge erkennt man.

Welche Raubtiere?

Auch in der Stadt finden sich Raubtiere, die Vogelkinder fressen. Hunde und Katzen fallen uns als erste ein. Füchse und Marder leben ebenfalls in der Stadt und zwar öfter als man denkt. Eichhörnchen plündern gerne Vogelnester. Ob sie auch noch ausgeflogene Jungvögel gefährden, weiß ich leider nicht.

Besonders gefährlich sind aber nicht nur die Säugetiere unter den Räubern, sondern Raubvögel. Turmfalken erbeuten auch erwachsene Blaumeisen. Jungvögel sind jedenfalls gefährdet. Bussarde sind ebenfalls eine Gefahr. Milane dagegen jagen eher auf offenen Flächen und trauen sich nicht in jeden Garten.

Dreiste und intelligente Nesträuber sind vor allem die Rabenvögel: Elstern, Eichelhäher, Rabenkrähen ...

Man unterschätzt völlig die Größe der Beute, die solche Vögel bewältigen können. Gestern fuhren wir Rad an einem Kanal im Sundgau. Direkt neben dem Radweg verlor eine Rabenkrähe im Flug einen dicken Fisch. Er zappelte noch und war gut 20 (!) cm lang. Die Rabenkrähe holte ihn sofort wieder, als wir kaum zehn Meter weg waren. Ob sie den Fisch selbst gefangen hatte, weiß ich leider nicht. Schon eine Beute dieser Größe einem anderen Räuber abzujagen, wäre eine Leistung gewesen. Vor einem Meisen-Küken schrecken diese cleveren Vögel jedenfalls nicht zurück.

Was Eulen sich nachts so holen, bekommen wir nicht mit. Vogelkinder sollten aber auch für die guten Augen der Eule schwer zu finden sein.

Freude am Entdecken

Maßnahme 2: Kinder vorbereiten

Tiere sind etwas Wunderbares für die kindliche Neugier. Aber der pflegliche Umgang mit Tieren ist leider nicht selbstverständlich. Und Vieles, was gut gemeint ist, geht schief.

Kinder sollte man vorbereiten, wenn frisch ausgeflogene Vogelküken im Garten erwartet werden. Kurz anschauen ist kein Problem. Aber längeres Verweilen in der Nähe behindert die Eltern bei der Fütterung.

Junger Grünspecht

Rettung in letzter Sekunde

Darf man Vogelkinder anfassen?

Wir wissen nicht, welche Ängste ein Vogelkind aushält. In die Hände eines Menschenkindes gehört es jedenfalls nicht. Von der Straße oder aus einem Lichtschacht wird man ein Vogelkind retten. Dazu darf man es anfassen. Das ist für den Menschen ungefährlich und bei sanftem Umgang auch für das Küken. Aber Vogelkinder sind kein Spielzeug, auch wenn sie noch so leicht zu fangen sind. Ohne Not sollte man sie nicht anfassen, sondern ganz in Ruhe lassen.

Der junge Grünspecht im Bild schlich gestern etwas tolpatschig durchs Gebüsch hinterm Haus. Heute Morgen (7.6.2023) traute er sich auf Nachbars gemähte Wiese. Plötzlich stand er Auge in Auge vor einer streunenden Katze. Es war ein kurzer Augenblick voll knisternder Spannung. Die Szene erinnerte an "Spiel mir das Lied vom Tod". Wie Charles Bronson und Henry Fonda belauerten sie sich.

Ich klatschte in die Hände und die Katze nahm Reißaus. Nun weiß ich nicht, ob die Katze den imposanten Schnabel des Spechts respektiert hätte. Vielleicht wäre der arme Kerl Sekunden später tot gewesen. Jedenfalls war das so ein Fall, in dem man den Jungvogel fangen dar. Ich setzt ihn in sicherer Höhe ins Gebüsch. Doch nach einer Stunde war er aber schon wieder auf dem Boden. Da hilft dann nur Daumen drücken.

Wichtig ist, dass man ein gerettetes Küken nicht unnötig weit von der Fundstelle entfernt. Genau dort wird es ja von den Eltern gesucht und gefüttert. Der Gedanke, ein gefundenes Vogelküken wäre verloren und hilflos, ist fast immer falsch. Die Eltern sind ganz in der Nähe. Sie hoffen darauf, dass die Menschen endlich wieder weggehen.

Nachtrag 9.6.23: Es ist noch besser ausgegangen als erhofft: Heute waren drei Grünspecht-Geschwister zu sehen und zwei Buntspecht-Kinder noch dazu. Die einen noch brav und vorsichtig. Die anderen quirlig und streitlustig. Sie teilten sich das sichere Blätterdach einer Eiche im hintersten Gartenwinkel.

Maßnahme 3: Natürlicher Unterschlupf

Jungvögel brauchen sofort nach dem Ausfliegen einen "Passiv-Schutz". Vogelkinder verstecken sich nicht gleich selbst. Die natürliche Umgebung sollte sie verbergen. Nützlich wären Sträucher, hohes Gras und notfalls ein paar Topfblumen. In unmittelbarer Nähe des Nistkastens wäre das hilfreich.

Manchmal fliegt ein Jungvogel einen Tag früher aus. Die Geschwister sitzen noch im Nest. Der Erstling hört dann, wie Eltern und Geschwister kommunizieren. Er bleibt in dieser Zeit unmittelbar unter dem Nistkasten auf dem Boden. Dort wird er weiter gefüttert. Unterschlupf-Angebote direkt unter dem Nistkasten sind jedenfalls eine gute Idee.

Maßnahme 4: Ein sicherer Spielplatz

Vogelkinder bleiben noch weitere zwei, drei Wochen eine besonders leichte Beute. Es bewährt sich, wenn man für diese Zeit einen geschützten Spielplatz schafft.

Bei uns, in einer Weinbau-Gegend, werden viele Deko-Kugeln und Deko-Herzen aus Rebzweigen geflochten. Mit einem halben Meter Durchmesser, manchmal auch deutlich größer, entsteht ein geschützter Raum. Kleine Vögel kommen immer wieder "zum Spielen". Vor Elstern oder Katzen sind sie schützt. Vogelkinder nutzen das gerne.

Noch besser ist ein Doppelzaun. Man stellt zwei Reihen Pfähle mit einem halben Meter Abstand. In die Pfahlreihe werden Zweige vom Winterschnitt eingeflochten. Zwischen diese beiden geflochtenen Wände kann man Reisig einfüllen. Das ergibt einen locker gefüllten Innenraum. Gut zugänglich für kleine Vögel, schwer für große.

Probier es aus! In den ersten Lebenswochen der Jungvögel tobt in Deinem Zaun das Leben. Hilf mit!

Maßnahme 5: Wasser

In der zweiten Mai-Hälfte kann es schon sehr heiß werden. Noch heißer, wenn später eine zweite Brut aufgezogen wird. Ein kleines Schälchen Wasser auf dem Boden kann sich als Lebenselexier erweisen. Du hast vielleicht in sicherer Höhe ein Vogelbad stehen. Aber das werden Jungvögel erst in ein paar Tagen nutzen können.

Frisch ausgeflogenes Kohlmeisen-Küken

Sicherheit vor Katzen

Vögel achten genau auf mögliche Gefahren. Schwalben ziehen auf dem Bauernhof sogar die Reichweite des Kettenhunds in Betracht. Sie bemerken, wo sich die Katze nicht hintraut. Gerade in Gärten sind Katzen eine große Gefahr für ausfliegende Jungvögel. Einen Nistkasten sollten sie keinesfalls erreichen können.

Der gefährlichste Moment

Die kleine Kohlmeise auf dem Foto ist gerade ausgeflogen. Sie hat keine Angst vor mir oder der Kamera. Eine Katze hätte sie längst gefressen. Es dauert einige Zeit, bis ein Meisenkind lernt, sich aktiv zu verstecken. Einen gepflegten Rasen oder Terrassenplatten vorzufinden, ist von der Evolution noch nicht berücksichtigt.

Wie schon gesagt: Zum guten Standort für den Nistkasten gehört Gebüsch und hohes Gras in der Nähe. Ausgeflogene Vogelkindern brauchen schnell Schutz. Auch aus der Luft sind sie sonst schnell entdeckt. Die Falken haben zur selben Zeit ihre Jungen zu füttern.

Draußen in der Feldflur

Streuobstwiesen mäht man seltener, vielleicht nur einmal im Jahr. Bitte meide dafür die Zeit, in der die Jungvögel ausfliegen. Höheres Gras kann um diese Zeit Tarnung bieten. Außerdem sind Jungvögel durch die Maschinen gefährdet. Generell sollte man übrigens auch die Schnitthöhe möglichst hoch einstellen. Blindschleichen fliehen nicht, sondern stellen sich tot. Eidechsen kennen keine Maschinen als natürliche Feinde und stellen sich ihnen todesmutig entgegen. Die Flucht dann in letzter Sekunde könnte zu spät sein.

Maßnahme 6: Futter

In einem naturnahen Garten braucht es im Sommer kein zusätzliches Futter. Manche Wohngebiete sind dagegen voller Rasen- und Pflasterflächen. Exotische Ziersträucher sind für viele Tiere wertlos. Da gibt es für Singvögel auch im Sommer kein luxuriöses Nahrungsangebot. Es kann sinnvoll sein, Singvögel ganzjährig zu füttern.

Maßnahme 6: Kälteschutz

Lass Deinen Nistkasten über den Winter draußen, denn er wird gebraucht. In kalten Nächten rettet er Leben.

Vögel schützen ✅
Freude am Garten ✅
Glückliche Kinder ✅
 
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