Frei hängend oder am Baumstamm?
Wir Menschen stellen uns unter einem Haus etwas sehr Solides vor. Eine Kohlmeise
sieht das ganz anders: Vor allem mit Katzen in der Nähe bietet ein frei
hängender Nistkasten zusätzliche Sicherheit. Ob das Haus vom Wind geschaukelt wird,
ist den meisten Vögeln egal. Aber natürlich gibt es auch Andere: Der Baumläufer
etwa, von dem gerade die Rede war, bevorzugt Bruthöhlen direkt am Baumstamm.
Ein Nistkasten direkt am Baumstamm ist natürlich auch mehr Störenfrieden ausgesetzt.
Das sind keineswegs nur Marder, die da vorbeikommen. Die giftigen Raupen des
Schwammspinners, Gelbhalsmäuse oder Waldschnecken werden das Brutgeschäft öfter
stören als bei einem frei hängenden Nistkasten.
Ein Nistkasten an einer kahlen Wand bietet Sicherheit vor
Katzen und Mardern. Viele Singvögel nehmen solche Angebote gerne an. Ein Nistkasten
muss aber nicht unter einem Dach angebracht sein.
Ein Nistkasten kann auch, wie man es von Futterhäuschen kennt, auf einem Pfahl
stehen. Das ist auch gegen Katzen recht sicher.
Nähe zum Menschen
Viele Singvögel gewöhnen sich gut an Menschen. Plätze, an denen Menschen sich nicht
permanent aufhalten, sind meist kein Problem. Ein Nistkasten darf ohne Weiteres
direkt neben einem Gartenweg oder der Haustür sein. Weniger lustig sind längere
Störungen. Unsere gefiederten Freunde glauben vielleicht, das wäre ihr Garten. Dann
sitzt am Sonntag plötzlich eine ganze Partyrunde stundenlang direkt neben dem
Nistkasten. Und dort warten die Kinder auf Futter. Auch der Musikgeschmack der Vögel
ist manchmal etwas eigenwillig. Da ist dann ein wenig Rücksicht gefragt.
Wichtig: Feuer und Rauch sind Stress pur. Ein
Vogel kann einen Waldbrand von einer Grillparty nicht unterscheiden. Hänge deshalb
bitte ein Vogelhaus nicht in unmittelbare Nähe zu einer Feuerstelle.
Nicht umhängen!
Während der Brutzeit oder Aufzucht sollte man einen Nistkasten nicht umhängen. Wenn
es wirklich zwingend nötig ist, dann unbedingt so
wenig entfernt wie möglich. Größere Eingriffe sind leicht ein Todesurteil für die
Jungvögel. Lass die Vögel besser ganz in Ruhe.
Wann hängt man Nistkästen auf?
Ein Nistkasten hat verschiedene Naturschutzaufgaben während des ganzen Jahres.
Singvögel, Bilche und Schmetterlinge nutzen ihn zu verschiedenen Zeiten. Er ist
nicht nur Bruthöhle. Im Winter ist er überlebenswichtiger Wärmeschutz. Im Sommer ist
er nächtlicher Rückzugsort für Schmetterlinge. Deshalb ist es völlig egal, zu
welcher Jahreszeit Du einen Nistkästen aufhängst. Er ist sofort nützlich.
Kohlmeisen bevorzugen Nistkästen, an deren
Anwesenheit sie schon längere Zeit gewöhnt sind. Das dürfte auch für weitere
Singvögel gelten. Vielleicht hängst Du einen Nistkasten im
Herbst auf. Dein Nachbar tut das erst im Frühjahr. Dann werden Meisen bei
sonst gleichen Voraussetzungen eher in Deinem Nistkasten brüten.
Es ist deshalb nicht sinnvoll, einen Nistkasten im Haus zu überwintern. Er hält
drinnen auch nicht länger.
Aufhängen nach Kalender?
Rotschwänzchen sind sehr beliebt. Wer gezielt Rotschwänzchen in seinem Garten
haben möchte, greift manchmal auf einen Trick zurück:
Rotschwänzchen sind Zugvögel. Die raren Nistkästen sind längst von
den Meisen besetzt, wenn die Rotschwänzchen ankommen. Also hängt
man einen seiner Nistkästen über den Winter ab. Erst bei Ankunft der
Zugvögel, spätestens Mitte April, wird er wieder aufhängt. Das verbessert die
Chancen für die Rotschwänzchen auf eine freie Bruthöhle.
Aber, wie gesagt, Nistkästen dienen Singvögeln als nächtlicher Zufluchtsort bei
besonderer Kälte. Es ist deshalb wichtig, Nistkästen über den Winter draußen zu
lassen. Ein Winter im Keller kann außerdem unnötige Trockenrisse oder Schimmel
erzeugen. Für die Rotschwänzchen gibt es zwei andere Möglichkeiten:
- Rotschwänzchen nehmen (möglicherweise notgedrungen) hellere bis hin zu recht
weit geöffneten Bruthöhlen in Kauf.
Man kann daher ein "halboffene" Bruthöhle anbieten. Auch andere Vögel
wie z.B. der Zaunkönig oder das Rotkehlchen, lieben es eher halboffen.
- Man weiß ohnehin nie so genau, welche Nistkästen belegt werden. Biete einfach
ein paar Nistkästen mehr an, als die Revierdichte der Meisen erlaubt. Das
verschafft den Rotschwänzchen ihren freien Platz.